Nierenerkrankung beim Hund

Die stille Gefahr: Warum Dein Seniorhund plötzlich so viel trinkt und uriniert

Wenn ein älterer Hund anfängt, übermäßig viel Wasser zu trinken und häufiger pinkeln muss, denken viele Halter zuerst an Diabetes. Tatsächlich ist die Chronische Nierenerkrankung (CNE) jedoch eine der häufigsten und gefährlichsten Alterserkrankungen. Die Niere ist ein stilles Organ: Symptome zeigen sich oft erst, wenn bereits zwei Drittel ihrer Funktion verloren sind. Als Tierärztin mit internistischem Schwerpunkt weiß ich, dass eine frühzeitige Diagnose und vor allem ein aggressives Ernährungsmanagement entscheidend sind, um das Leben Deines Hundes um Jahre zu verlängern.

Die versteckten Nieren-Alarmsignale

 

Nierenerkrankungen entwickeln sich langsam. Achte auf diese subtilen Hinweise, die Dich alarmieren sollten:

  • Verändertes Trinkverhalten (Polydipsie): Dein Hund trinkt deutlich mehr als früher. Die Niere kann den Urin nicht mehr richtig konzentrieren, was zu einem ständigen Wasserverlust führt.

  • Häufigeres Urinieren (Polyurie): Entsprechend dem vermehrten Trinken muss Dein Hund öfter pinkeln, manchmal sogar nachts oder im Haus, was früher nie vorkam.

  • Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust: Durch die Ansammlung von Giftstoffen im Blut (Urämie) wird dem Hund übel. Er frisst schlechter, verliert Muskelmasse und wirkt allgemein matt.

  • Mundgeruch (Ammoniak-Geruch): Ein ungewöhnlich starker Geruch aus dem Maul, oft nach Urin oder Ammoniak, kann ein Hinweis auf fortgeschrittene Urämie sein, wenn die Niere ihre Entgiftungsfunktion fast eingestellt hat.

 

Die Ursachen der Nieren-Erschöpfung

 

Die CNE ist meist die Folge eines schleichenden Prozesses, bei dem das funktionierende Nierengewebe (Nephrone) langsam abstirbt und durch Narbengewebe ersetzt wird.

  • Altersbedingte Schädigung: Mit dem Alter nehmen die Nephrone ab. Dies ist ein natürlicher Prozess, der jedoch durch andere Faktoren beschleunigt wird.

  • Bluthochdruck (Hypertonie): Anhaltend hoher Blutdruck schädigt die feinen Blutgefäße in der Niere, was die Zerstörung des Gewebes vorantreibt.

  • Zahnerkrankungen: Chronische bakterielle Entzündungen im Maul (Parodontitis) können Bakterien ins Blut freisetzen, die sich in anderen Organen, einschließlich der Nieren, festsetzen und Schäden verursachen.

  • Vorerkrankungen: Herzprobleme oder frühere Niereninfektionen können als Basis für die CNE dienen.

 

Dein Masterplan: Nierenschutz durch gezielte Kontrolle

 

Während verlorenes Nierengewebe nicht wiederhergestellt werden kann, kannst Du die Funktion des verbleibenden Gewebes massiv unterstützen und das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen.

  1. Regelmäßige Frühdiagnostik: Ab dem 7. Lebensjahr sollte einmal jährlich ein Bluttest durchgeführt werden, der nicht nur Harnstoff und Kreatinin, sondern auch den SDMA-Wert umfasst. SDMA erkennt eine Nierenschwäche oft Monate oder Jahre früher.

  2. Die Nierendiät (Protein- und Phosphatreduktion): Dies ist die wichtigste therapeutische Maßnahme. Eine spezielle Nierendiät reduziert den Protein- und Phosphatgehalt, um die Belastung der Niere zu senken. Die Umstellung kann schwierig sein, ist aber lebensverlängernd.

  3. Blutdruckkontrolle: Bei diagnostizierter CNE muss der Blutdruck des Hundes regelmäßig kontrolliert werden. Spezifische Medikamente können den Blutdruck senken und so die Nieren vor weiterer Schädigung schützen.

  4. Flüssigkeitszufuhr: Sorge dafür, dass Dein Hund immer frisches Wasser zur Verfügung hat. In fortgeschrittenen Stadien kann eine unterstützende subkutane Infusionstherapie notwendig sein.

 

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