Ernährung des Seniorhundes

Die Kraft der richtigen Schüssel: So verlängerst Du das Leben Deines Seniorhundes durch Futter

Wenn Dein Hund altert, ändert sich sein gesamter Stoffwechsel. Er verbrennt Kalorien langsamer, die Muskelmasse schwindet und die Organe arbeiten weniger effizient. Das Futter, das ihn jahrelang gesund gehalten hat, kann jetzt zum Problem werden. Als Tierärztin mit internistischem Schwerpunkt weiß ich, dass die Ernährung nicht nur unterstützend ist, sondern die Basistherapie für fast alle Alterskrankheiten (Arthrose, Niere, Demenz) darstellt. Die Anpassung der Ernährung ist die wichtigste und oft einfachste Maßnahme, um die Lebensqualität zu maximieren.

Die 3 häufigsten Ernährungsfehler im Alter

 

Vermeide diese Fallen, die das Älterwerden unnötig beschleunigen:

  • Der Kalorien-Paradoxon: In der ersten Phase des Alterns sinkt der tägliche Energiebedarf um bis zu 30–40% aufgrund der abnehmenden Aktivität. Wird weiter wie bisher gefüttert, drohen Fettleibigkeit und Diabetes. Doch in der späteren Seniorenhase muss die Kalorienzufuhr wieder erhöht werden, um den Verlust der fettfreien Körpermasse (Lean Body Mass) auszugleichen. Die Futtermenge muss sich also ständig anpassen.

  • Der Protein-Irrtum und Muskelerhalt: Aus Angst vor Nierenschäden wurde Proteinzufuhr früher oft unnötig reduziert. Das war ein Fehler! Der ältere Hund benötigt zur Erhaltung der Muskulatur (Lean Mass) Proteine von hoher biologischer Wertigkeit und ausgezeichneter Verdaulichkeit. Studien zeigen: Ein Seniorhund braucht einen Proteinanteil von mindestens 20 % der Trockenmasse, um die Sarkopenie (Muskelschwund) aktiv zu bekämpfen.

  • Das Problem mit dem Blutzucker: Die Glukosetoleranz nimmt im Alter ab. Das heißt, der Körper kann Zucker schlechter verarbeiten. Eine Diät mit einem hohen glykämischen Index kann die Entstehung von Diabetes Mellitus begünstigen. Hier ist Vorsicht bei der Wahl der Kohlenhydratquellen geboten.

 

Die Säulen der Senior-Diät (Die interne Anti-Aging-Kur)

 

Die perfekte Senior-Diät muss vier zentrale Ziele verfolgen, die Du leicht umsetzen kannst:

  1. Gezielte Kalorien-Kontrolle: Dein Hund muss individuell bewertet werden. In der frühen Phase reduziere die Kalorien, um Übergewicht zu verhindern. Achte im hohen Alter darauf, dass die Zufuhr wieder steigt, um den typischen Muskelschwund auszugleichen. Tipp: Kleine, häufigere Mahlzeiten (wie bei Welpen) sind besser für die Verdauung des Seniors. Vermeide abrupte Futterwechsel.

  2. Hochwertige Proteine für die Muskulatur: Wähle Futter mit leicht verdaulichem, qualitativ hochwertigem Protein in angemessener Menge. Nur so kann die lebenswichtige Muskulatur erhalten bleiben. Wichtig: Eine Reduktion ist nur bei einer diagnostizierten Nierenerkrankung im entsprechenden Stadium (siehe Kapitel 4 meines E-Books) notwendig!

  3. Antioxidantien & Vitamine: Die Fähigkeit, freie Radikale zu eliminieren und Immunprozesse zu steuern, nimmt ab. Futter sollte reich an Antioxidantien (z.B. Vitamin E) sein, um Gehirn und Zellen zu schützen. B-Vitamine sind ebenfalls wichtig für den Stoffwechsel von Kohlenhydraten.

  4. Verdaulichkeit und Ballaststoffe: Mit dem Alter nehmen die Fähigkeit zur Nahrungsaufnahme, Verdauung und die Dickdarm-Motilität ab. Achte auf hoch verdauliche Futterkomponenten und eine moderate Ballaststoffzufuhr, um Verstopfung vorzubeugen.

 

Der praktische Tipp: Die „Body Condition Score“

 

Verlasse Dich nicht nur auf die Waage! Fühle die Rippen Deines Hundes und die Muskelmasse an der Wirbelsäule (MCSMuscle Condition Score). Die regelmäßige Überprüfung der Muskelmasse ist für die Beurteilung der Proteinzufuhr im Alter von zentraler Bedeutung.

  • Optimal: Du kannst die Rippen leicht unter der Haut fühlen, ohne drücken zu müssen.

  • Übergewichtig: Du musst fest drücken, um die Rippen zu fühlen.

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